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GuMo - ein Weihnachtsmärchen

  • Autorenbild: Julle
    Julle
  • 24. Dez. 2021
  • 7 Min. Lesezeit

GuMo,

aber wahrscheinlich nicht sonderlich lange, denn heute ist der kürzeste Tag des Jahres.

Ob es sich daher für mich lohnt mich aus meiner mit Corgi-Hintern bedruckten Schlafanzugshose zu schälen, bleibt abzuwarten.

Die Tatsache, dass ich mich gleich mit Helli und Toni auf den Weg nach Saarbrücken mache um einem Klaus (?) in einem Kaff nahe Saarbrücken (??) schulterhohe Lautsprecherboxen vorbeizubringen die er von Hellis Papa auf Ebay erstanden hat (???), ändert nichts an der nicht wirklich überzeugenden Notwendigkeit einer Hose.

(Spoiler: Am Ende ist es die großflächig mit Glühwein bekleckerte Jeans von vorgestern geworden).

Eigentlich komme ich auch nur mit, um zu Twenty One Pilots genauso wie zum Frozen 2 Soundtrack durch das Auto zu grölen und hoffentlich auf dem Rückweg einen Plant Based Long Chicken vom Burger King drive through abzustauben, und zwar im Anschluss an eine ausgedehnte Pipipause, bei der man zitternd mit dem warmen Strahl die gefrorenen Grashalme zum dampfen bringt. Richtig gehört.

Dieser Brief erreicht dich als Intervall-Session aus 5 min Vorlesung und 25min Kurzvideos über Meerschweinchen auf Instagram gucken. 2021 neigt sich dem Ende zu und worauf sonst hätte es hinauslaufen sollen. Es ist nämlich im Allgemeinen so, dass das Ambiente von Kinderzimmer in der Heimat und das diesem schmeichelnde grellgelbe Deckenlicht genug sind, damit der Berg aus Unikram hinter einem größeren aus Tragen von Tschibounterhosen, morgendlichem Kaffee von Papa und dem vierten Abend Weihnachtsmarkt in Folge versteckt bleibt.

Vermutlich kann man so festhalten, dass aufzuholende Vorlesungen mittlerweile ein ähnlicher Festtags-Klassiker sind wie die Weihnachtsgeschichte mit Ebenezer Scrooge (und ich dabei auch eine ähnliche Fresse ziehe).

Anstatt Jesus und Krippe gibt’s also Rhesus und Grippe und anstatt Glöckchenklingeln die blechernen Dozent*innen Stimmen auf 1,5facher Geschwindigkeit.


Dennoch möchte ich die, meiner Expertinnenmeinung nach, erwähnenswerteste Erkenntnis aus Biochemie mit dir teilen, nämlich die, dass „Teilchen“ ein tatsächlich legitimes Wort ist wenn man etwas wissenschaftliches beschreibt und auch wenn man etwas mit Streuseln und Kirschmarmelade von der Backstube möchte.


Bei der Erwähnung von Backstuben muss ich mit schlechtem Gewissen an die letzten Krümel der Käsestulle denken, die in diesem Moment vermutlich noch in meiner Manteltasche schwimmen, als letzte Relikte einer übermüdeten und vor allem verkaterten Heimfahrt einige Tage zuvor.

Auch dieses Jahr begleitet von einer Schar aus Leidensgenoss*innen, die sich alle am Bahnsteig tummeln in Erwartung an besinnliche sechs Stunden im überfüllten Regionalexpress. Nur noch einmal die Kofferrolle an die Ugg-Boots eines/r anderen Passagiers/in kloppen, ein letztes Mal am Ausgang nicht wissen zu welcher Seite die Türen gleich aufgehen und mit einem argwöhnischen Blick der Person neben dir den Kampf ansagen, ein letztes Nickerchen neben Uta, die sich alle zwei Minuten ein Vanillekipferl reinschiebt, um ihre Maske nicht tragen zu müssen und dann ist Weihnachten.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass, falls du dich bei einer Bremsung in der Zugtoilette befinden solltest, am Versuch nicht scheiterst in Schneepflugstellung stehen zu bleiben, um bloß nicht mit den Flossen an die kontaminierten Wände zu fassen, die wahrscheinlich genauso Corona positiv sind wie der umgeimpfte Onkel Rolf, der überlegt sich zum Weihnachtsessen „aus der Quarantäne zu testen“.

In der Spielregeln steht darüber hinaus, dass er dabei „Uno" sagen muss, nicht über Los gehen und nicht zwei Millionen einziehen darf und außerdem jedem/r in der Runde eine Strafkarte schuldet.


Kurzum, all I want for Christmas ist einmal Zug fahren ohne einen Kater und damit einhergehend ein unstillbares Verlangen nach mit Mayonnaise beladenen Käsebrötchen von Le Crobag zu haben. Ist das denn zu viel verlangt?


Ditschbrezeln am Bahnhof in Leipzig hingegen habe ich so ein bisschen abgeschrieben, weil die dort irgendwie nicht so überzeugend sind. Klingt absurd, oder? Ungläubig, habe ich mal ein paar wissenschaftliche Erhebungen angestellt wie sich die Qualität von Ditschbrezeln über die Bundesländer verteilt grafisch darstellen lässt und jetzt ist mir einiges klarer:

*(Parameter waren ofenfrische Wärme, wie „teigig“ sie sind, Salzlast und ob potentiell krebserregende schwarze Blasen daran zu finden sind.)


Falls du dich gefragt hast: Ja, mittlerweile habe ich die Vorlesung ganz ad acta gelegt.

Die Forest-App, die ich peinlicherweise für mehr als 1€ aus dem App-Store erstanden und vorhin angestellt habe (zur Weihnachtszeit sind die Bäume da so süß beschneit), hätte eigentlich die Situation regeln sollen, aber leider habe ich die Aufmerksamkeitsspanne eines Spülsschwammes und soeben die kleine Trommel auf unserm Wohnzimmerschrank neu für mich entdeckt.

Daher wächst meine Zeder drüben im Raum fröhlich ohne mich weiter und wird vermutlich gleich absterben, weil ich mich wieder den Meerschweinchen widmen möchte. No Joke, das eine ist da gerade einen Vorhang hochgeklettert .


Und auch sonst geht es den Pflanzen in meinem Leben eher schlecht. Ganz gerne beschuldige ich die schlechte Luftzirkulation in unserer Wohnung in Leipzig, aber wenn ich ehrlich bin glaube ich, dass es eher daran liegt, dass sie von mir des Öfteren statt Wasser einen missbilligenden Blick auf ihre braunen Blätter bekommt und ich sie folglich im Zug, in einem Jutebeutel den blattlosen Stamm in einen Turnschuh getopft mit nach Hause geschleppt habe, damit Mama da vielleicht noch was retten kann.

(Spoiler: sieht, wie gesagt, schlecht aus.)


Soeben kommt eine E-Mail vom Hochschulsport eingetrudelt. Weil die Kurse aufgrund der enorm hohen Inzidenzen in Leipzig bereits im November pausiert werden mussten, wollen die Leute da jetzt eine After-Christmas-Fitness-Special veranstalten.

Sag niemals nie, aber ich sehe mich nicht gerade am 29. von 17:30-18:30 im Zoom Sport machen und vermutlich auf meine Isomatte reiern, während mir eine „sportverrückte Caro ordentlich einheizt“. Ohne mich.


Dass bald wieder nicht nur Sportkurse ausfallen, sondern wieder inflagranti Lockdown ist, ist eigentlich bedauerlich. So genau will ich da auch gar nicht drauf eingehen, aber der Weihnachtsmarkt in Mainz hätte eigentlich bis zum 30.12 offen sein sollen und betrüblich ist, dass diese Jahreszeit eigentlich die Hochsaison für Männer über 50 in schwarzen Softshelljacken mit neongrünem Reißverschluss und Ärmelsäumen ist, die für die ganze Familie am Reibekuchenstand anstehen und, wenn der kleine Ruben nicht weiß welche Soße er dazu möchte, sagen: „,Weiß ich nicht’ ist ausverkauft.“ und dabei selbstzufrieden in einen verfilzten Mund-Nasen-Schutz giggeln.

Ein Highlight des Jahres findet damit also definitiv ein zu frühes Ende.


Wobei ich sagen muss, die größten Abstriche, die wir als Gesellschaft Dank der Pandemie machen mussten sind, dass die Starbucksfilialen an ansonsten sehr tristen mit lediglich einer Apotheke und einem Nudelschnellrestaurant bestückten deutschen Bahnhöfen nicht mehr fast rund um die Uhr geöffnet haben. Ich jedenfalls bedauere es mehr als alles andere mir nicht mehr um 3 Uhr nachts mit vom Bass rauschenden Ohren und wankenden Knien räudig an einem Americano die Zunge zu verbrennen.

Das war natürlich nur ein Witz, denn die größten Abstriche sind offensichtlich diese, die dir durchs Nasenloch bis zum Zäpfchen durchgesteckt werden.


Weihnachtsmarkt in Leipzig war relativ tote Hose (in dem Ausmaß, dass die Stände schon aufgebaut am Marktplatz gute Laune in dir anstacheln und gleichsam eines zurückgezogenen High-Fives am nächsten Tag wieder verschwinden müssen), deswegen haben Annabell und ich uns noch Ende November entschieden im Rahmen verfrühter Festlichkeiten zur City Alm in Frankfurt zu fahren.

Anbei haben wir so als Anregung unsere persönlichen Top 5 Gründe zusammengefasst wieso es sich lohnt, so wie wir, sieben Stunden in der City Alm zu verbringen:


1. Der Glühwein ist zwar überteuert, aber er kommt in süßen Glasfläschchen und wird angereicht von einer herzlichen Verkäuferin, die dir mit bis zum Erdkern gezogenen Mundwinkeln sagt, dass der Rosé leider leer ist.


2. Erstmal fünf Stockwerke durch ein Parkhaus hochlaufen ist Vibes.


3. Der Ausblick auf die Skyline ist das alles sogar wert vorausgesetzt der einzige freie Platz ist nicht im unmittelbaren Antlitz des Klohäuschens. In diesem Fall ist es der Ausblick auf die Klo-Line nicht wert.


4. Die Kloschlange ist in der Tat so lang, dass du beim Warten 20 Nutella-Crepes verdrücken könntest. (Mit Nutella-Banane geht auch, aber dann hast du eventuell kein Geld für die Toilette mehr.)


5. Wenn du Glück hast, darfst du neben diesem kleinen Freund hier stehen:

6. Theoretisch müsste man zwar einen Haufen Geld, einen Sack spanische Dublonen und dein Erstgeborenes bezahlen, um da in die Bierstube zu kommen, aber zu hören wie ,Cordula Grün’ durch die im Eichenstil angemalten Zeltplanen gellt ist glücklicherweise kostenlos.


Korrekt, das waren sechs Gründe, einfach weil es so geil ist.

Tatsächlich haben Helli, Toni und ich es indessen geschafft die Musikboxen bei Klaus abzuliefern. Er schien nicht völlig zufrieden zu sein und hat uns darüber hinaus einen Stapel aus drei der fünf Boxen auf seiner Kommode im Flur machen lassen. Ob diese also nicht inzwischen in Trümmern auf Klaus’ Kacheln im Windfang liegen kann ich unmöglich sagen.

Nicht nur auf meiner Hose, sondern auch auf meinem Pulli sind Glühweinflecken, habe ich just festellen müssen, aber das ist nebensächlich, denn in diesem Augenblick rollen wir durch das Tor bei Burger King.


Im Zuge eines komplett lohnenswerten nur untergeordnet Bauchschmerzen verbrechenden Menüpreises scheint es sinnvoll auch ein Softgetränk dazu zu bestellen. Eigentlich habe ich Lust auf Cola, nur gibt es ein kleines Problem, das ich (in erster Linie donnerstags) mit diesem Getränk habe. Zur Veranschaulichung eine kleine Donnerstagsserie:

Der Punkt ist der, dass ich am ersten Donnerstag zwei gläserne Softgetränk-Flaschen ganz oben in meinen überfüllten Rucksack gesteckt habe. Als es dann Zeit war das tonnenschwere Biest im Seminarraum abzusetzen, hat die Zentrifugalkraft ihre Chance genutzt und die obere (eine schmackhafte Cola-Orangen-Mischung) aus dem Rucksack, bei dem der Reißverschluss durch das Gewicht des Inhaltes ein Stückchen aufgegangen war, quer durch den Raum befördert, bis sie geräuschvoll am Boden zerschellt ist.

Das beste: es war nicht mal meine.

An dieser Stelle danke an alle, die wischen geholfen haben.

Eine Woche später ist der gleiche Scheiß in meinem Rucksack ausgelaufen mit der Konsequenz, dass die Seiten meiner Bücher so aufgequollen und gewellt sind, dass man damit die Wände eines Tonstudios isolieren könnte.

Am dritten Donnerstag hat meine Mama beim Autohaus Karl + CO LAnge warten müssen. Das kann kein Zufall sein.

Weil heute erst Dienstag ist, finde ich, darf ich es dennoch wagen eine Cola zu nehmen.

Korrektur: übergeordnet Bauchschmerzen versprechend.


Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest: Ich muss meinen Verwandten noch geschwind die obligatorischen, alljährlichen Gutscheine basteln.

Witzige Stockfotos, die dank Fotoshop unsere Gesichter tragen? Na logo!

Der Nachsatz, dass wir das alles machen sobald „sich die Lage wieder beruhigt hat“? Darauf kannst du wetten!

Die stille Hoffnung doch nicht mit Tante Beatrice ins Naturkundemuseum gehen zu müssen? Allgegenwärtig.


Nein mal Spaß beiseite, fühl dich gedrückt, hoffentlich kannst du die nächsten Tage ein paar deiner Lieblingsmenschlis sehen und den Klausur-/ Arbeits-/ komplett gerechtfertigter allgemeiner Lebensstress für ein paar Stunden vergessen. Vielleicht schaffst du es sogar, dass dir jemand die Schultern massiert. Ich drücke die Daumen.


Leg dem Weihnachtsmann vielleicht nicht immer nur Plätzchen hin, sondern zum Beispiel auch mal einen Seitenbacher Kraftriegel oder eine Bifi-Rolle.


Frohe Weihnachten,

Love goes out!


PS: Anbei mein neuer Lieblings Weihnachts-Pop-Banger, auf den bei dir hoffentlich nicht (wie nach jedem Lied) Werbung für den ITZ-Bund folgt.

PPS: auch nach einem weiteren Jahr Spotify Nicht-Premium könnte ich dir nicht sagen was der ITZ-Bund genau ist.


PPS: Nein, nicht Santa Klaus.


 
 
 

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